Anerkennungen von ausländischen Berufsabschlüssen in Niedersachsen angestiegen; Geflüchtete größte ratsuchende Gruppe

Wie das niedersächsische Sozialministerium vergangene Woche mitgeteilt hat, steigen die Anerkennungen von ausländischen Berufsabschlüssen in Niedersachsen fortlaufend an. Im vergangenen Jahren wurden danach knapp 2.700 Verfahren abgeschlossen, gegenüber 2.200 in 2015. Bei diesen Verfahren wurde in 64 % der Fälle eine volle Gleichwertigkeit der Berufsqualifikation festgestellt. In weiteren 32 % der Fälle wurden Auflagen erteilt, sodass die betreffenden Personen durch weitere Qualifizierungen die Möglichkeit haben ebenfalls die volle Anerkennung ihrer Berufsqualifikationen zu erreichen. Nur ein geringer Teil der Anträge wurde abgelehnt. Grundlage der Anerkennungsverfahren sind die Berufsqualifikationsfeststellungsgesetze von Bund und Land, die 2012 in Kraft traten.

Positiv an der Entwicklung ist, dass die Anerkennungsverfahren unabhängig vom Aufenthaltsstatus betrieben werden können. Problematisch ist bisher, dass viele Zugewanderte im Niedriglohnsektor tätig sind. Viele sind auch überqualifiziert für die von ihnen besetzten Stellen. Die Anerkennung eines Berufsabschluss kann mit dazu beitragen, dass ein ausbildungsadäquater Arbeitsplatz gefunden werden kann.

Nachbesserungsbedarf im bestehenden System besteht etwa bei den Verfahren für reglementierte Berufe im Bildungs- und Gesundheitswesen. Diese müssen vereinfacht werden. Eine große Herausforderung besteht beispielsweise auch bei Lehrer_innen, die keine zwei Fächer studiert haben. Da im mittleren Alter ein erneutes Studium oft zu lang ist, sollten hier Alternativen entwickelt werden, damit diese guten Ressourcen nicht verloren gehen.

Oft haben Menschen mit Fluchtgeschichte auch keine ausreichenden Nachweise über ihre Berufsqualifikation, sodass hier ein Anerkennungsverfahren gar nicht erst begonnen wird. Viele Berufe, die in Deutschland eine Ausbildung voraussetzen, sind in anderen Ländern Berufe, die in der alltäglichen Praxis erlernt werden. So haben beispielsweise Friseurinnen im Iran einen eigenen Friseursalon geleitet, aber kein Zeugnis über eine Ausbildung oder einen Meisterbrief. Es sollten weitreichende Verfahren entwickelt werden, wie alternative Nachweise für fehlende Dokumente erbracht werden können und nicht formell erlernte Berufe besser anerkannt werden können. Auch die Sprachangebote in diesem Zusammenhang müssen ausgeweitet werden, da oftmals Prüfungen wie die Kenntnisprüfung als besonders große Herausforderung genannt werden.

Hintergrund:

Ein Netz von Beratungsstellen unterstützt in Niedersachsen die um Anerkennung suchenden Personen. Das IQ Netzwerk Niedersachsen hat seit 2012 mehr als 17.000 Erst- und über 12.000 Folgeberatungen zu Anerkennungsverfahren durchgeführt. Geflüchtete sind mittlerweile die größte ratsuchende Gruppe. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen ist seit 2016 mit seinem Projekt „Fokus Flucht“ Teil des IQ Netzwerks Niedersachsen. Das Projekt unterstützt insbesondere Frauen mit Fluchtgeschichte bei Fragen der beruflichen Anerkennung und bestärkt sie darin, ihren Weg in eine Beschäftigung entsprechend ihren Qualifikationen und Wünschen zu finden.